Ein vielleicht eher unbequemes Thema bei der Hörspielproduktion ist die Regieführung. Das Führen der Regie wird gerne unterschätz, dabei sie einen enormen Einfluss auf die Produktion. In diesem Artikel will ich Euch den Einstieg in die Regie etwas erleichtern und auch einige Erfahrungen mit Euch teilen.

Was macht die Regieführung?

Die Regie ist für die gesamte Inszenierung einer Produktion verantwortlich. Dazu gehört auch die dramaturgische Bearbeitung und auch Interpretation des Hörspiel-Skriptes. Darüber hinaus ist die Regie das Bindeglied in der Kommunikation mit gesamten Produktionsteams. Darunter fallen beispielsweise das Ensemble, die Aufnahmeleitung oder auch die Technik. Sie spricht mit den Cast und führt sie durch das Skript, wobei sie die Wünsche der Autoren interpretiert oder direkt weitergibt.

Man muss unterscheiden zwischen Regie und Autor. Ein Regisseur ist nicht automatisch der Autor eines Hörspiels. Anders herum ist eine Autorin nicht auch gleich die Regisseurin der Produktion. Natürlich können beide Posten von einer Person besetzt werden. Dies ist aber nicht die Regel. Eine gute Kommunikation zwischen Regie und Autor hingegen schon. Im Austausch wird der „Spirit“ des Hörspiels ermittelt, den die Regie an das Ensemble dann weitergibt.

Was ist eine Regieanweisung?

Auch wenn man sie so nennt, stammen diese Anweisungen nicht von der Regie, sondern von dem Autor oder Autorin. Also vom Erfinder der Story. Diese Regieanweisungen geben der Cast (und natürlich auch der Regie) Aufschluss darüber, wie sie eine „Line“ oder einen „Take“ zu sprechen haben. Die Regie ist für die Einhaltung der Anweisung verantwortlich, dabei hat sie einen gewissen Spielraum in der Interpretation.

Welche „Skills“ werden benötigt?

Grundsätzlich kann jeder Regie führen bei einer Hörspielproduktion. Allerdings gibt es da, neben der Größe der Verantwortung, auch einige Fähigkeiten die man besitzen sollte. Man sollte z.B. über eine gute Sensibilität verfügen. Da man mit unterschiedlichen Menschen mit unterschiedlichen Talenten und Fähigkeiten arbeitet, muss man auch individuell auf sein Gegenüber eingehen können. Manche benötigen etwas mehr Anleitung beim Sprechen, andere vielleicht etwas mehr Freiraum zur Entfaltung der Charaktere.

In jedem Fall muss die Regie die Story und das Skript kennen und besten Falls auch die Intention des Autors. Dazu gehört auch, das die Regie die Charaktere genau kennt, versteht und deren Motivation im Hörspiel nachvollziehen kann. Nur so kann die Regie das auch an das Ensemble weitergeben.

Die Regie muss eine klare Vorstellung von der Inszenierung haben. Sie muss wissen, wohin es in der Story gehen soll und wie man das der Hörerschaft vermitteln muss. Ein wichtiger Punkt ist also, dass man genauso klare Anweisungen an das Ensemble geben kann. Das bedeutet jedoch nicht, dass man diktatorisch seine Vision in das Hörspiel pressen muss. Es ist vielmehr die Fähigkeit das Potential der gesamten Cast herauszuholen. Gerade bei den Hobby-Produktionen habt ihr es vor allem mit Laien zu tun, die schlicht auf die Anweisung und Anleitung der Regie angewiesen sind.

Ein dynamischer Prozess

Eine Möglichkeit das Potential der Cast auszuschöpfen wäre für mich, die Cast bei dem Schaffensprozess (sprich der Sprachaufnahme), nicht außen vor zu lassen. Ganz im Gegenteil sollte man das Ensemble mit einbeziehen und auf das Eingehen was angeboten wird. Die Entscheidung bleibt bei der Regie. Schließlich will man keine endlosen Diskussionen führen. Die Regie ist die letzte Instanz. Aber auch diese kann sich Vorschläge anhören und andere Interpretation ausprobieren. Später im Schnitt kann sich diese Entscheidung durchaus positiv auswirken.

Die Regie in der Vertonung ist meist ein etwas weniger aufwendiger Job. Wenn es Eure erste Hörspiel-Produktion ist, wäre es empfehlenswert, wenn Regie und Cutter sich zusammensetzen und gemeinsam die Vertonung und auch den Dialogschnitt übernehmen. In einem meiner Youtube-Workshops habe ich ausführlich über den Dialogschnitt berichtet. Mit etwas Erfahrung sollte das aber nicht nötig sein. Die Regie erhält am Ende ein „Master“ an dem nach Wunsch noch Korrekturen vorgenommen werden können bis die Regie das Hörspiel zur Veröffentlichung freigibt.

Aufgabe oder Bürde?

Die Aufgabe der Regie sollte bei einem Gemeinschaftsprojekt also nicht ohne weiteres auf die leichte Schulter genommen werden. Bei einem Hobby-Projekt ist die Regie für die gesamte Leitung der Produktion zuständig und trägt somit eine große Verantwortung. Wählt also mit Bedacht. Der Job kann zeitaufwendig und auch sehr intensiv werden.

Zu beachten ist auch, dass die Regieführung etwas sehr Individuelles ist. Meine Tipps sind zwar allgemein, aber eben aus meinem Erfahrungsschatz, den ich gesammelt habe. Wie genau ihr Anweisungen gebt und das Ensemble anleitet, bleibt euch überlassen. Wenn es für Euer Hörspiel-Projekt funktioniert, kann es nicht so falsch sein. Ihr solltet aber unbedingt eine Person im Team haben, die genau diese Leitung übernimmt und auch das Team für das Projekt begeistern kann. Denn das Hauptziel ist ja, nicht nur ein Hörspiel theoretisch zu machen, sondern auch tatsächlich umzusetzen und zu veröffentlichen. Nicht wahr?

Wenn Ihr Euch meinen Youtube-Workshop zum Thema „Regieführung“ ansehen wollt, dann geht jetzt direkt auf meinem Youtube-Channel. Dort findet Ihr weitere Tipps und Tutorials für die Hörspielproduktion. Viel Spaß!